Es war ein Prestigeobjekt der jungen DDR – das Atomkraftwerk Rheinsberg. 1955, nach der Aufhebung des Verbotes der Atomenergieforschung in
Deutschland, beschloss die Führung der SED, die Stromerzeugung mittels Kernenergie voranzutreiben. Schon bald beginnt unweit des märkischen Städtchens Rheinsberg zwischen Nehmitz- und Stechlinsee, mitten in einem Naturschutzgebiet, der Bau des ersten Atomkraftwerkes. Die Geschichte dieses Kraftwerkes würdigt der Historiker Sebastian Stude mit dem Buch „Roter Strom“.
Natürlich ist Strom nicht von roter Farbe. Mit dem Titel zieht der Autor Sebastian Stude symbolisch einen Vergleich. Immerhin ist Rot die Farbe des Blutes, die auch für existenzielle Dinge wie Leben und Tod, aber auch für gemeinsame Bande und Opfer steht. Aber Rot ist auch die Farbe des Kommunismus, sie steht für Leidenschaft und Solidarität und nicht zuletzt für Revolution und den seinerzeit propagierten Wandel in Politik und Wirtschaft.
Studes mehr als 400 Seiten starker Wälzer handelt vom Aufbau und Betrieb
des Kernkraftwerkes (KKW) Rheinsberg und umfasst den Zeitraum von 1955 bis
1990. Ein umfangreiches Quellenverzeichnis gibt Auskunft darüber, in welchen Archiven der Autor geforscht hat. Doch es ist nicht nur die Geschichte des
Kraftwerkes, die in dem Buch beschrieben wird: Wer es liest, erhält einen Einblick in die Geschichte der DDR, in deren Beziehungen zur Sowjetunion und
zum Denken und Handeln der damaligen Regierung und der Partei.
Sebastian Stude: „Roter Strom. Die Geschichte des Kernkraftwerkes Rheinsberg 1956–2000“, Mitteldeutscher Verlag, 396 S., 48 Euro
Das Buch ist erhältlich im Haus der Stadtgeschichte.